Ein Vorbild und Macher fehlt uns

Unser lang­jäh­ri­ges Bei­rats­mit­glied Hel­mut Kas­ten ist die­se Woche im 92. Lebens­jahr verstorben.

Jeder Mensch wünscht sich irgend­wie, das nach sei­nem Tod etwas bleibt. Das sind für vie­le Men­schen die Nach­kom­men — Kind, Enkel und vor weni­gen Wochen Uren­kel wie bei Hel­mut. Aber auch beruf­lich Posi­ti­ves. Hel­mut war Leh­rer an der Pes­ta­loz­zi­schu­le — heu­te die Neue Ober­schu­le Grö­pe­lin­gen — und noch sei­nen 90. Geburts­tag fei­er­te er mit ange­reis­ten ehe­ma­li­gen Schü­lern, deren Leben er anschei­nend nach­drück­lich geprägt hat.

Dann gibt es das Hob­by. Das war für Hel­mut in der zwei­ten Lebens­hälf­te die Orts­po­li­tik als über­zeug­ter Grö­pe­lin­ger. Fast alle Men­schen wer­den es nicht wis­sen, aber vie­le Din­ge gehen auf sein hart­nä­cki­ges Enga­ge­ment zurück.

So z.B. der Abbau der Umlauf­sper­ren an den Stra­ßen­que­run­gen im Grün­zug West. Was war das immer für eine Her­um­kur­ve­rei mit dem Rad um die engen Eisen­bal­ken und Pol­ler- beson­ders auch für Men­schen im Roll­stuhl. Heu­te haben Rad­fah­rer und Fuß­gän­ger Vor­fahrt — aber dafür waren vie­le Jah­re der Dis­kus­sio­nen und Schrei­ben mit dem Amt für Stra­ßen und Ver­kehr etc. notwendig.

Oder die Ein­füh­rung des Quar­tiers­bus­ses durch die Orts­tei­le Ohlen­hof und Grö­pe­lin­gen. Hel­mut hat­te den ers­ten Fahr­plan ent­wor­fen. Man sieht heu­te vie­le Men­schen, die zu Fuß nicht mehr so gut unter­wegs sind und den Bus nut­zen. Für die BSAG war der Erfolg des Pro­be­be­trie­bes eine Über­ra­schung. Aber nicht für Hel­mut, der um den Bedarf vor Ort schon lan­ge wusste.

Helmut Kasten


Die Ansied­lung des Sozi­al­werks der Frei­en Chris­ten­ge­mein­de auf dem ehe­ma­li­gen Gelän­de der Tirpitz­ka­ser­ne am Schwar­zen Weg geht auf sei­ne Initia­ti­ve zurück. Ein Wohn­heim für Kor­sa­kow­kran­ke, eine Senio­ren­wohn­ein­rich­tung, die Men­tor-Schu­le, diver­se Werk­stät­ten wie Bäcke­rei, Tisch­le­rei, Dru­cke­rei als Wei­ter­bil­dungs­trä­ger, eine Turn­hal­le, neu eine KiTa … . Eine sehr star­ke auch wirt­schaft­li­che Berei­che­rung für den Stadt­teil und ein Mus­ter­bei­spiel für die Nach­nut­zung einer ehe­ma­li­gen Kaser­ne im Sin­ne von “Schwer­tern zu Pflugscharen”.

Hel­mut war zum Ende des zwei­ten Welt­krie­ges 17 Jah­re alt und hat offen dar­über gespro­chen, wie auch er als jun­ger Mensch von der Nazi­pro­pa­gan­da ver­führt wur­de. Das hat ihn geprägt. Er ist aus die­sem Grund auch nie­mals Par­tei­mit­glied gewor­den — ist jedoch zum Mit­glied ehren­hal­ber der Grü­nen ernannt wor­den. Die­se Erleb­nis­se in jun­gen Jah­ren waren auch sein Antrieb dafür, im fort­ge­schrit­te­nen Alter etwa an der Gesamt­schu­le West mit Schü­lern über die­se Zeit und — heu­te wür­de man sagen die Ver­füh­rung durch Medi­en — zu spre­chen. “Plap­pert nicht nach, habt kei­ne Vor­ur­tei­le, urteilt nicht vor­ei­lig, macht Euch selbst ein Bild”.

In die Zukunft geschaut wird sicher sei­ne For­de­rung nach einem 3. Gleis auf der Eisen­bahn­stre­cke Rich­tung Burg ein Top­the­ma blei­ben. Vie­le haben das jah­re­lang nicht ver­stan­den. Wer heu­te mit dem Zug auf der Stre­cke unter­wegs ist — oder wegen Zug­aus­fäl­len eben nicht — , der wird es aller­dings verstehen.

Hel­mut wird feh­len. Sein Ein­satz für die Men­schen und für Grö­pe­lin­gen wer­den immer ein Vor­bild bleiben.

Der Stadt­teil­ku­rier West des Weser-Kuriers hat einen Nach­ruf ver­fasst: https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteile/stadtteile-bremen-west_artikel,-quartiersbus-war-sein-ding-_arid,1814612.html


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